Gipfel, die den Himmel berühren, smaragdgrüne Seen und sanfte Almwiesen. Traumschön ist’s im Hochpustertal.
Da gibt’s für mich nur eins: Pumps aus, Wanderstiefel an und raus in die Natur!
Junge Leute spurten, Rucksack mit Seil und Karabinern auf dem Rücken, vorbei an im langsamen Rhythmus gehenden Wanderern. Familien spazieren gemächlich mit prall gefüllten Picknickkörben bergauf. Kinder rennen, springen, lachen. Und eine alte Dame wird behutsam von ihren halbwüchsigen Enkeln über Stock und Stein geführt. Die Sonne scheint, es ist Wochenende, und alle haben ein Ziel: die Drei Zinnen, Wahrzeichen des italienischen Hochpustertals.
Die sportlichen Rucksackträger sind unterwegs nach ganz oben. Sie verlassen bald den breiten Pfad, um auf steiler Kletterroute einen der drei Gipfel zu erklimmen. Bergwanderer wie wir wollen das berühmte Felsmassiv auf dem Wanderweg umrunden. Eine leichte Tour, wenig Höhenunterschied, in vier bis fünf Stunden machbar. Und die Familien mit den Picknickkörben lassen sich schon nach ein paar hundert Metern auf einer der Wiesen am Fuße der Zinnen nieder. Sie packen Käse, Schinken, Wasser und Wein aus und bringen ihre Ferngläser in Position, um die Kletterer im Fels zu beobachten. Das ist spannender als jeder Fernseh-Krimi. Und wenn mal wieder ein ganz bekannter Kletterer in der Wand hängt, der Hans Kammerlander oder einer der Huber-Brüder, dann verbreitet sich das wie ein Lauffeuer unter den Zuschauern.
Wir wandern weiter zur „Drei Zinnen Hütte“. Der Cappuccino ist oberlecker, der Blick auf die Drei Zinnen einmalig schön, und der alte Feldstecher meines Schwiegervaters fängt sogar ein Kletterteam an der großen Zinne ein. Herrlich! Man muss nicht auf einem der Gipfel stehen, um sich dem Himmel nah zu fühlen! Auch hier macht die Dolomitenkulisse, die uns wie eine Fototapete umgibt, ganz andächtig.
Am nächsten Tag geht’s wieder bergauf. Diesmal mit der Gondelbahn von Sexten-Bad Moos zu den Rotwandwiesen. Ganz bequem auf 1924 m. Oben kann man zwischen vielen Wanderwegen und Kletterrouten wählen – oder sich ins grüne Gras legen und in den Himmel schauen. Wir wandern zum „Bellum Aquilarum“ einem Freilichtmuseum, das mit restaurierten Stellungen, Galerien und Infotafeln an den 1. Weltkrieg erinnert.
Anschließend stärken wir uns in der Rudi-Hütte mit einem köstlichen Knödeltris, schweben mit der Gondel zurück ins Tal und fahren zum Pragser Wildsee. Für eine Umrundung ist es schon zu spät. Stattdessen leihen wir uns ein Boot und rudern eine halbe Stunde über die smaragdgrüne „Perle der Dolomitenseen“.
Schon beeindruckend, wie viel Abwechslung das Hochpustertal bietet! Da hat jeder Urlaub definitiv zu wenig Tage. Wir unternehmen zum Abschied eine Sonnenaufgangstour zum Helm-Gipfel (2434 m). Das frühe Aufstehen (4 Uhr) lohnt sich. Mit einem Becher Tee am knisternden Lagerfeuer genießen wir das grandiose Naturschauspiel. Wieder mal dem Himmel ganz nah.
Johann Wolfgang v. Goethe