Firstkogel und Mittelpunkt Osttirols

Defereggental

Firstkogel: 2136 m       Tourlänge ab Dölach: 20 km Aufstieg: 1136 Höhenmeter Tourdauer: ca. 9 Stunden


Bei dieser Tour steht ein Mittelpunkt im Mittelpunkt. Und zwar der geografische Osttirols. Laut Infotafel ist dies die Stelle, von der die Außengrenzen des Bezirks durchschnittlich 27 Kilometer entfernt sind. Meinen Mathematiker-Gatten hätte interessiert, wie das gemeint ist. Wir haben’s leider noch nicht herausfinden können. Immerhin wissen wir jetzt, dass Osttirol eigentlich nur eine inoffizielle Bezeichnung des Bezirkes Lienz im Bundesland Tirol ist. 

Der geografische Mittelpunkt liegt auf dem Rücken des Firstkogels oberhalb von Hopfgarten im Defereggental auf ca. 1136 m Höhe. Holzzäune markieren den Grundriss Osttirols im Kleinformat (1:5000). Fünf Tore symbolisieren die Verkehrsverbindungen. Und eine Infotafel mit gibt weitere Informationen. 

Ein wirklich außergewöhnlich schönes Plätzchen mit atem-beraubendem 360°-Rundblick: auf Großglockner, Hochschober, Obertauern, hinüber nach Kärnten und in Richtung Südtiroler Dolomiten. 

Besonders reizvoll ist es hier oben im Spätsommer. Dann lohnt es sich, den Blick von den beeindruckenden Gipfelriesen und Bergketten zu lösen und die nähere Umgebung zu betrachten. Die Blätter der Heidelbeeren glühen zu dieser Jahreszeit rot wie Feuer, während sich das Laub schon langsam den Goldtönen nähert. Dazwischen Flecken mit lilafarbener Erika. Und immer mal wieder ein gelber, blauer oder roter Tupfer. Wer jetzt nicht fotografiert, ist selber schuld.


Doch, wie anfangs beschrieben, ist’s ein weiter Weg zu diesem paradiesischen Fleckchen. Weit, aber überaus reizvoll. Wir starten im Defereggental zwischen Dölach und Hopfgarten. Bei einer Getränkefirma zweigt links ein Forstweg in Richtung Firstkogel ab. Durchfahrt nur für Anrainer. In unzähligen Serpentinen zieht er sich den steilen Wald hinauf. Sehr gepflegt, gut befestigt, gleichmäßig ansteigend und immer wieder sehr schöne Aussichten freigebend. So macht man ordentlich Höhe, ohne sich zu sehr zu verausgaben. Dreimal brummt es hinter uns. Autos mit Lienzer Kennzeichen. Anrainer. Oder Einheimische, die sich auskennen und sich wahrscheinlich wundern, dass wir diesen langen Weg zu Fuß gehen. 


Zwischen Außerbachalm (1483 m) und Innerbachalm  (1550 m) führt - laut Karte - ein steiler Steig durch den Wald zur Grünalm hinauf, der die Serpentinen gewaltig abkürzt. Doch während wir dort stehen und beraten, wo genau der Einsteig sein könnte, hält ein Auto vor uns und der Fahrer fragt durchs offene Fenster: 

„Wo wollt’s denn hin?“ 

Und ohne eine Antwort abzuwarten:

„Den Steig hinauf kann man nicht mehr gehen. Da liegen zu viele umgefallene Bäume drüber. Geht den Forstweg weiter. Da könnt Ihr nebeneinander gehen und Euch unterhalten. “

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Was für ein Glück, dass der Mann gerade in diesem Augenblick hier hoch fährt und uns warnt. Falls er das hier liest: Nochmal DANKE! 

Also stapfen wir weiter den Forstweg hoch, zählen die Kehren, die Kilometer und Höhenmeter, genießen die Sonne, den Blick auf saftig grüne Almen, kleine Forsthütten, hohe Berge am Horizont und überlegen, welcher Gipfel wohl der Firstkogel sein könnte. 

Meine Uhr zeigt ca. 2050 m Höhe an, als ein Schild den Weg rechts hinauf zum Firstkogel und zum Mittelpunkt Osttirols weist. Auf dem schmalen Steig übers Wiesengelände sonnt sich eine Kreuzotter. Die zweite, die wir in diesem Jahr sehen. Sie hat es nicht besonders eilig, in einem Loch zu verschwinden. Die letzten Meter bis zum Gipfel achte ich sehr genau darauf, wo ich hintrete. 

Und dann haben wir es tatsächlich geschafft. Wir sind auf dem Gipfel des Firstkogels. Stolze 2136 m hoch. Nicht felsig, nicht steil abfallend oder sonst irgendwie spektakulär, sondern eher großflächig, von Heide- und Heidelbeerflächen bewachsen, lieblich. Ein großes Holzkreuz ragt in den Himmel, ein kleines Hochzeitsbänkchen daneben lädt zum Verweilen ein. Und rund 150 Meter weiter - ein paar Meter runter, ein paar Meter rauf - sieht man den Mittelpunkt Osttirols. 

Gipfelglück am Firstkogel
Gipfelglück am Firstkogel

Nach einer gemütlichen Jause gehen wir hin und bewundern den liebevoll gezimmerten Aussichtspunkt aus der Nähe. Wir tragen uns ins Gipfelbuch ein, drücken - in Ermangelung eines passenden Papiers - einen Stempel aufs Knie und machen uns via Firstkogel auf den Rückweg. Eigentlich mag ich gern Rundtouren. Aber in diesem Fall bin ich ganz froh, dass wir auf dem angenehm gleichmäßigen Forstweg abwärts runter gehen. So brauchen wir für den Abstieg nicht mal drei Stunden und belohnen uns in einem netten Café in St. Jakob mit einem Apérol Spritz. Das war eine wirklich tolle, sehr empfehlenswerte Tour. Im Mittelpunkt ein Mittelpunkt, der sich als echter Höhepunkt erweist.