Böses Weibele /Hochstein

Lienz


Eigentlich beginnen unsere Urlaube in Heinfels/Sillian immer mit ein paar kleinen Touren zum „Eingehen“. Schließlich müssen wir Nordlichter uns ja erstmal akklimatisieren und ans Bergsteigen gewöhnen, wenn wir 11 Monate des Jahres nur auf mehr oder weniger waagerechtem Grund unterwegs waren. Aber dieses Mal lachte uns die Beschreibung der Bergwanderung zum Bösen Weibele derart freundlich an, dass wir von üblichen Ritualen Abstand nahmen und gleich mal ordentlich in die Höhe fuhren. 

Eine sehr gut gepflegte Mautstraße (7 Euro) führt von Bannberg an der Pustertaler Höhenstraße zum Parkplatz Hochstein auf 1990 m. Dann sind’s nur 35 Höhenmeter bis zur Hochsteinhütte. Zum Einkehren ist es da natürlich noch zu früh. Aber es lohnt sich, die Glocke für Frieden und Freundschaft näher anzusehen, die dort seit dem 20. September 2016 in einer Holzkonstruktion hängt, über einer Platte mit mehr als 100 unterschiedlichen Steinen. Namensschilder zeigen an, woher sie stammen: Thailand, Burkina Faso, Sri Lanka – eine kleine Weltreise aus Stein. 

Sehr eindrucksvoll! Genauso wie die Lautstärke des Glockenklangs, als Olaf vorsichtig den Klöppel bewegt.

 

In wunderbarer Stimmung machen wir uns auf den Weg – das Kreuz auf dem Gipfel des Bösen Weibele ist deutlich in der Ferne zu sehen. Über den sanft auf- und absteigenden Kammweg versuchen wir, dem Ziel näher zu kommen. Doch erstmal erreichen wir ein anderes Gipfelkreuz, das Hochsteinkreuz. Auch hübsch. Ideal für ein Foto. Danach geht’s weiter auf dem wirklich angenehm zu gehenden Weg. Auf und ab, aber irgendwann mehr auf als ab. Langsam wird der Weg steiler und steiniger, aber nie wirklich schwierig. Allerdings scheint das Kreuz nicht wirklich näher zu kommen. Erst dort, wo eine Abzweigung nach links zur Ehrenwiese auftaucht, wir uns aber rechts halten, haben wir den Eindruck, dass es vorwärts geht. 

Die letzten 80 Höhenmeter bis zum Gipfel sind überwiegend felsig, steil, aber problemlos zu erkraxeln. 


Und dann sind wir endlich da, am Gipfelkreuz auf dem Bösen Weibele. Einen besseren Platz für die wohlverdiente Jause können wir uns nicht vorstellen. Obwohl man bei der Hammer-Rundum-Aussicht glatt das Kauen vergessen könnte. Das Wetter ist super, der Himmel blau, und wir haben einen tollen Blick auf den Großglockner (leider mit weißer Schäfchenwolke inkognito) und die schneebedeckte Großvenediger Gruppe.

Gut zehn Minuten später bekommen wir Gesellschaft. Jürgen und Gaby haben den Gipfel erreicht und genießen die Aussicht genauso wie wir.

Sie leben zwei Täler weiter und sind von dort aufgestiegen. Dagegen kommen wir uns mit unseren 550 Höhenmetern und 4,7 Kilometern ja richtiggehend faul vor. 

„Wer es bis hier oben geschafft hat, egal, von wo, ist nicht faul“, stellt Gabi richtig. Wir unterhalten uns noch ein bisschen, lassen uns von Jürgen ein paar andere Gipfeltouren empfehlen, fotografieren uns gegenseitig (Danke, Jürgen, für das super Gipfelfoto!), tragen uns ins Gipfelbuch ein und starten den Abstieg. 


Anstelle des direkten Weges zur Hochsteinhütte nehmen wir jetzt den etwa anderthalb Stunden weiteren Rundweg über die Ehrenwiese. Auf einem recht steilen Wiesensteig, einem mit Drahtseilen gesicherten Steig an steil abfallendem Gelände und über rot und lila leuchtende Almwiesen geht’s zügig abwärts. Als Kulisse begleiten uns die eindrucksvollen Gipfel der Lienzer Dolomiten im Süden, und im Südwesten heben sich, nicht weniger eindrucksvoll, die Sextener Dolomiten vom blauen Himmel ab. 

Nachdem wir den Pustertaler Höhenweg erreicht haben, halten wir uns links und spazieren durch einen Lärchenwald wieder auf einem gut sichtbaren Steig zunächst zur Gamperlehütte (bildschön, aber unbewirtschaftet) und weiter auf einem nicht beschilderten Steig zum Parkplatz. 

Eine super Tour war’s. Auch wenn zum „Eingehen“ die Direttissima zur Hochsteinhütte wahrscheinlich besser gepasst hätte. Interessanter, spannender und erlebnisreicher war’s über die Ehrenwiese. Alles richtig gemacht!


Warum heißt der Gipfel eigentlich Böses Weibele?

Laut Sage geht der Name auf ein altes, böses Weib zurück, das in Gaimberg lebte. Als es starb, wollten die Gemeindemitglieder es nicht in geweihter Erde begraben. Deshalb beschlossen sie, die Tote auf einen Ochsenkarren zu laden und sie dort zu beerdigen, wo die Ochsen stehen blieben. Die Tiere waren offenbar gut  in Schwung und machten erst auf der Bergspitze Halt. Dort begrub man den Leichnam, und der Gipfel erhielt den Namen „Böses Weibele“.