Die Muskatnuss hat es sogar auf die Nationalflagge Grenadas geschafft. Schließlich ist sie das Hauptexportprodukt der Karibikinsel. Im Fischerdorf Gouyav, einem 3.400-Seelen-Dorf an der Westküste, das sich stolz Kirani-Town nennt, weil es Heimat des 400-Meter-Sprint-Weltmeisters (2011) und Olympiasiegers (2012) Kirani James ist, wid in einer alten, baufälligen Fabrik das „schwarze Gold“ der Insel verarbeitet. In Handarbeit, wie eh und je. Dabei findet jede Faser der Frucht Verwendung. Aus dem äußeren Fruchtfleisch wird Marmelade gekocht, der rote Macis, der den Kern wie ein Gitter schützt, kommt als Konservierungsmittel in Kosmetikprodukte – und in die bayerische Weißwurst –, die innere harte Schale wird für Mulch genutzt, und die Nuss selber veredelt, frisch gerieben, erstaunlicher Weise nahezu jede Speise und jedes Getränk.
Warum die Muskatnuss-Bäume gerade auf Grenada so gut gedeihen, weiß niemand. Das Klima und die Bodenbeschaffenheit scheinen hier um eine Mini-Nuance anders zu sein als auf den Nachbarinseln. Allerdings ist die vielseitige Nuss nicht allein für Grenadas Beinamen „Gewürzinsel“ verantwortlich. Auf diesem Eiland wächst und gedeiht nahezu alles, was bei uns in einem gut sortierten Gewürzregal steht.
Einen guten Überblick kann man sich auf der Plantage „Laura Spice and Herb Gardens“ verschaffen, ein paradiesisches Pflanzen-Labyrinth mit Kakaobäumen, an denen sich Orchideen mit Vanilleschoten emporranken, Aloe Vera-Pflanzen, leuchtend roten Ingwer-Blumen, Zimtbäumen, aus deren rötlicher Rinde das weihnachtliche duftende Gewürz gewonnen wird, Mandelbäumen mit dicken Früchten, hohen Büschen Zitronengras und skurril geformten Pimentobäumen. Alles sorgfältig beschriftet.
Auch auf dem kunterbunten Markt zwischen den kolonialen Häuschen der Insel-Hauptstadt St. George spielen Gewürze die Hauptrolle. Die Insulanerinnen basteln duftende Ketten aus den Geschenken der Natur. Eine davon hängt übrigens jetzt in meiner Küche und verströmt einen Hauch Karibik auf der Uhlenhorst..
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