Mike Mitchell – Vom Mucki-Weltmeister zum Soft-Segler

Wie ich erst jetzt erfahren habe, ist Mike im Juli 2021 im Alter von 65 Jahren verstorben.

R.i.P., lieber Mike, Dein Leben war ungewöhnlich, Deine Geschichte besonders.

Diese Story bleibt, wie sie war. Wir werden uns immer mit einem Lächeln an Dich erinnern

Sein Name ist Mike. Iron Mike. Er steht zwar nicht im Geheimdienst ihrer Majestät, konnte sich bei der James Bond-Crew jedoch schon mehr als nützlich machen. Für das 007-Abenteuer „Skyfall“ gab der gebürtige Brite wertvolle Tipps für die Drehorte an der Türkischen Ägäis. Er kümmerte sich während der Dreharbeiten im Frühjahr 2012 um das Filmteam, vermittelte ein optimales Hotel (Liberty Hotels Lykia, Ölü Deniz) und zeigte der Crew und Bond-Darsteller Daniel Craig die Schönheiten seiner Wahlheimat.

Für die Bond-Produktion war Mike Mitchell ein Glückstreffer – weil er die Küstenregion von Izmir bis Fethiye genauso gut kennt wie das Film-Business. Der mehrmalige Bodybuilding-Weltmeister, Nickname „Iron Mike“, hat als Schauspieler in Dutzenden Filmen vor der Kamera gestanden, u. a. für den „Gladiator“. Er war ein Weltenbummler, kennt die Paradiese dieser Erde und hat sich dort niedergelassen, wo es ihm am allerbesten gefällt: im Hafenstädtchen Fethiye an der lykischen Küste.

 


Das ist für mich die schönste Stadt der Welt,

schwärmt er. „Sonne, Meer, gesundes Klima und sehr nette, herzliche Menschen – hier lebt es sich wirklich komfortabel.“

 

Im Yachthafen der 80.000 Einwohner-Stadt liegt Mikes ganzer Stolz: eine elegante weiße Segelyacht. Sie kann von Film-Teams, aber auch von ganz „normalen“ Urlaubern gebucht werden. Für einen Tag, ein Wochenende oder mehr. Mit Mike als Skipper – und als Tourguide, der die schönsten Ankerplätze, die Restaurants mit den größten Langusten und die interessantesten Sehenswürdigkeiten kennt.

Sightseeing auf dem Wasserweg – eindrucksvoller lässt sich die türkische Bilderbuch-Küste nicht erleben. Allerdings kann schon ein einziger Segel-Tag im Golf von Fethiye schwerwiegende Folgen haben: Urlauber laufen Gefahr, ihr Herz zu verlieren – an die naturschöne Melange aus blitzblauem Meer, 12 unbewohnten Inselchen und verwunschenen Buchten mit romantischen Stränden.

 

So ist es Mike Mitchel vor ein paar Jahren ergangen. Der Wind greift in die Segel seiner Oceanis 473, während er aus seinem Leben erzählt: Wie er als 30-Jähriger mit dem Krafttraining begann, um die Folgen seiner Leukämie-Erkrankung zu bekämpfen. Von seinem unbändig starken Willen, der ihn zu mehreren Bodybuilding-WM-Titeln trug, von Dreharbeiten mit Arnie Schwarzenegger und von einem Herzstillstand vor acht Jahren, den er fast nicht überlebt hätte. Damals traf er eine wichtige Entscheidung: gegen die Karriere, für ein ruhigeres, gesundes Leben. Seither dreht er weniger Filme, beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Segeln, lebt glücklich und entspannt in Fethiye.

 

Stress und Hektik scheint hier ähnlich unpassend wie der Dalai Lama beim Karneval in Rio. In den Altstadtgassen gehen die Uhren langsamer. Einheimische und Urlauber sitzen in den Straßenrestaurants gemütlich bei Cay (schwarzer Tee) oder einem starken, süßen türkischen Kaffee und träumen in den Tag hinein. Vor den Souvenirläden stehen Händler und quatschen über Gott, pardon, Allah und die Welt. Von Eile keine Spur. Was bedeutet angesichts einer über 2000-jährigen Geschichte schon eine Stunde? Ein Tag? Eine Woche?

 

 


 

Mikes Segelroute führt jetzt weiter nach Sarigerme. Der beliebte Ferienort liegt rund 20 Kilometer südlich von Dalaman zwischen Baumwollfeldern und pinienbewachsenen Hügeln. Die Oceanis 473 ankert in dieser Nacht geschützt zwischen dem kilometerlangen feinen Sandstrand von Sarigerme und der vorgelagerten Baba-Insel. Der Blick ins tiefblaue Firmament macht andächtig. Millionen Sterne strahlen hell und klar. Das hat auch James Bond besonders gut gefallen, sagt Mike.

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0