Dubrovnik & Co

Die Königin der Adria und ihr Gefolge

Nenad Mogic hat kein Problem mit linken Socken. Ganz im Gegenteil. Er nutzt sie einfach, um seine Passagiere zum Schmunzeln zu bringen. Wie? Dazu kommen wir später.

Unser erstes Treffen mit dem kroatischen Kapitän findet in Dubrovnik statt, kurz nachdem uns der Taxifahrer am Eingangstor des  Kreuzfahrthafens ausgeladen und mit der Hand in Richtung der eindrucksvoll eleganten Franjo-Tudman-Schrägseil-Brücke gezeigt hat. Dort liegt die “La Belle de L’Adriatique“, eine familiäre Großyacht. Klein, wendig, wenig Tiefgang. Also ideal für eine kroatische Inseltour.  

Ein Stewart kommt uns entgegen, fragt. „Üschi et Jütta?“ und nimmt uns, ohne eine Antwort abzuwarten, die Koffer ab. Kann der Mann hellsehen? Nein! Wir sind die letzten der 177 Passagiere für die einwöchige Kreuzfahrt „Inselwelt Kroatien“.

Am Fuße der Gangway lasse ich den Blick über das elegante Schiff gleiten. Die „Schöne der Adria“ von der Reederei CroisiMer macht ihrem Namen Ehre.  

Am Ende der Gangway werden wir mit festem Handschlag von Kapitän Magic begrüßt. „Bienvenue“, sagt er. und bittet uns an Bord. „Herzlich willkommen.“ Niemand will einen Pass oder ein Voucher sehen. Das hat Zeit. Schließich wird gleich das Abendmenu serviert, und das ist für Franzosen wichtiger als alle Formalitäten. Ein Stewart begleitet uns zur Kabine. Eine Treppe herunter. Noch eine. Der Geruch von Großwäscherei und Heißmangel zieht in die Nase, als wir durch den schmalen Gang zur Tür mit der Nummer 115 gehen. Voilà! Da sind wir: 13 Quadratmeter, zwei Einzelbetten, ein Stuhl, zwei Schränke, ein winziges Bad, zwei Bullaugen, eine Klimaanlage. Alles sehr sauber, ordentlich, freundlich – aber eher karg. Jutta reckt sich, um einen Blick aus einem der beiden runden „Fenster“ zu werfen. Wir sind auf der Meerseite, die Wellen schaukeln direkt vor unseren Augen.

„Hier werden wir eh nur schlafen“, sagt Jutta, als hätte sie gehört, was ich denke.

Das Restaurant des Schiffes liegt eine Etage höher, und wir entern es nach einem kurzen Kleiderwechsel. Unsere Tischnachbarn sind Ricke und Günter aus der Nähe von Würzburg und Doris und Herbert aus Bad Bramstedt. Es dauert nicht lange, da hat sich über geräuchertem Lachs und Hähnchenbrustfilet mit Brokkoli ein munteres Gespräch entwickelt. Es wird viel gelacht. Das lässt sich gut an. Mit diesen Vieren werden wir garantiert noch viele Kroatien-Eindrücke, nette Erlebnisse und so manche Flasche Weißwein teilen.


 

Dubrovnik gehört für mich zu den faszinierendsten Metropolen Europas. Ich war schon mehrmals in der kroatischen „Perle der Adria“  und traue mir zu, Jutta die schönsten Ecken und Winkel der Stadt auf eigene Faust zu zeigen. Ist ja auch nicht schwer. Eigentlich muss man nur der Stadtmauer folgen und die Aus- und Einblicke genießen. 1940 Meter lang, bis zu sechs Meter breit und bis 25 m hoch umschließt sie die Altstadt, die 1979 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. Zahllose Treppen mit teils steilen Stufen machen das Bauwerk, in das auch drei Festungen integriert sind, zu einer Art historischem Fitnesspfad. Die Glocken läuten, als sich zum ersten Mal der Blick über das Häusermeer öffnet. Dicht aneinander gekuschelte Kalksteingebäude mit roten Dächern, zwischen denen hier und da ein Kirchturm oder eine Kuppel herausragt, dahinter das tiefblaue Meer mit weißen Segel- und orangefarbenen Kajakpünktchen. Dazu die Glocken. Wun-der-schön!

Welcher der 25 Altstadtkirchen die akustische Untermalung dieser Aussicht zu verdanken ist, lässt sich nicht ausmachen Aber wir tippen auf die Kathedrale Maria Himmelfahrt. Das goldene Kreuz auf ihrer mächtigen Kuppel glitzert in der Sonne und scheint in direkter Verbindung zum Himmel zu stehen.

Der besondere Moment wird durch eine fröhlich plappernde Gruppe von Japanern unterbrochen. Wer Stille sucht, ist hier am falschen Ort. Bis zu 15.000 Besucher wälzen sich an manchen Tagen über die Mauer, die Dubrovnik einst vor feindlichen Angriffen schützen sollte. Wehrhaft ist sie in der Tat. Sonst würde sie dem Ansturm der Touristenmassen kaum dauerhaft standhalten können.

Auch auf der Stradun ist fix was los. Das Kalksteinpflaster der Promenade, das wie heller Marmor glänzt, wird heute von besonders vielen Füßen poliert. Denn zu den “üblichen“ Sightseeing-Touristen kommen Schauspieler und Sänger, Künstler und Kulturinteressierte, die sich in Dubrovnik zum Sommerfestival treffen. Heute ist der erste Tag der Veranstaltung, die seit 1950 im Juli und August mit klassischen Konzerten und Theaterstücken begeistert. Traditionell wird zur Eröffnung ein Feuerwerk gezündet.

 


Cruise-Start mit „Knall-Effekt“

Als „La Belle de l’Adriatique“ am Abend den Kreuzfahrthafen verlässt, stoppt Kapitän Mogic sein Schiff noch einmal vor der Festung Lovrijenac, und wir werden Zeugen eines großartigen Feuerwerks. Alle Passiere haben sich bei Mondschein auf dem Sonnendeck versammelt 

 

 

und bestaunen das farbenprächtige Schauspiel über der Stadtmauer. Andächtige Stille, als der letzte Feuerregen erlischt, und Gänsehaut, als Kapitän Mogic das Schiffshorn durch die dunkle Nacht schallen lässt – dreimal lang, als Dank. Unsere Insel-Kreuzfahrt startet vielversprechend.


Nevenka ist 17, bildhübsch und fröhlich. Sie empfängt die Gästebon der „La Belle de l’Adriatique“ im winzigen Hafen von Pomena auf Mljet mit munterem Geplauder. Wo hat sie so gut Deutsch gelernt? „Vor dem Fernseher. Ich war als Kind sehr krank, musste lange im Bett liegen und habe stundenlang deutsche Comicserien gesehen“, sagt unsere junge Reiseführerin stolz. Während wir mit ihr zwischen Pinien, Steineichen und Kiefern durch den Nationalpark spazieren, erzählt sie uns von ihrer Insel Vieles, was man so sicher nicht im Reiseführer findet. 

Mljet, ein grünes Eiland, das zu 72 Prozent bewaldet ist, gilt als Paradies für Radler und Kajakfahrer. Letztere haben ihr


Revier auf den beiden Inselseen Malo Jezero und Veliko Jetzero (Kleiner und Großer See), die durch einen Kanal mit dem Meer verbunden und salzhaltig sind.“ Unser Weg führt zunächst am Ufer des Kleinen Sees entlang, dessen leuchtendes Türkisblau zum Baden einlädt. Obwohl er bis 29 Meter tief ist, wird das Wasser im Sommer bis 30° warm. 

„Früher gab es hier giftige Schlangen“, plaudert Nevenka weiter. „Um sie zu vertreiben wurden Mungos angesiedelt. Das hat geklappt. Jetzt gibt es keine Giftschlangen mehr, sondern die einzigen wilden Mungos in Europa.“ 

Ein Ausflugsboot bringt uns zur Klosterinsel in der Mitte des Großen Sees. Das Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert hat allerdings schon lange keinen Mönch mehr gesehen. Genauer gesagt, seit 1809, als die Ordensbrüder unter napoleonischer Herrschaft verbannt wurden.

Nevenka: „Damals machten die enttäuschten Mönche seltsame Dinge. Zum Beispiel beteten sie von hinten nach vorne und liefen mit nach unten gehaltenen, tropfenden Kerzen um die Insel.“

 


 

1959 wollte Tito das Kloster für sich als Sommerresidenz restaurieren lassen. Damals wurden für die große Yacht des Staatsmannes extra eine Brücke und eine Mühle weggesprengt. Doch das hätte man sich sparen können. Tito blieb nur kurz. Das Kloster wurde zum Hotel. Aber auch das existiert schon lange nicht mehr. Auf dem Weg zurück erzählt uns Nevenka noch von der Nymphe Kalypso, die einst Odysseus sieben Jahre auf Mljet gefangen gehalten haben soll. Doch sie vermutet, dass es weniger die Zauberkräfte der Meernymphe waren, die den schiffbrüchigen griechischen Gott hier festhielten, als vielmehr die Schönheit der Insel. 

Ich finde Mljet auch wunderschön, kann mich aber trotzdem losreißen. Mit dem Boot geht’s zurück aufs Schiff. 

 


Korcula
Korcula

Wann genau er geboren wurde, steht nicht fest. Wo, auch nicht. Sicher ist nur Datum und Ort seines Todes: der 8. Januar 1324 in Venedig. Da muss Marco Polo ungefähr 70 Jahre alt  gewesen sein und ein ziemlich ereignisreiches Leben mit unzähligen Reisen um die Welt hinter sich gehabt haben. Das zumindest vermitteln seine Reisetagebücher. 

Auf Korčula glaubt man, dass der große Entdecker und Vater aller Reisejournalisten ein Sohn der Insel ist. Auf Schritt und Tritt begegnet man seinem Namen. An einem Hotel, einem Restaurant, einem Reisebüro. Aus dem Schaufenster einer Buchhandlung schaut freundlich eine Büste mit seinen Gesichtszügen. Plakate weisen auf eine Marco Polo-Ausstellung hin. Auch ein Haus, in dem er angeblich 1254 zur Welt kam, ist zu besichtigen. Das Eintrittsgeld soll sich allerdings höchstens für die schöne Aussicht lohnen. Aber die haben wir ja auch von unserer „La Belle de l’Adriatique“, die in bester Position im Hafen von Korčula-Stadt liegt.

Vom Whirlpool auf dem Sonnendeck aus schaue ich auf das venezianisch anmutende Städtchen, durch dessen schmale Gassen wir gleich nach unserer Ankunft gebummelt sind. Zuerst auf der von Open-Air-Restaurants gesäumten Küstenpromenade, dann rechts hinüber an einer Reihe von Marktständen vorbei, über die breiten Stufen hinauf zum Kopnena Vrata (Landtor) im Revelin-Turm und hinein in die Altstadt. Verlaufen kann man sich hier nicht. Eine einzige Straße zieht sich über den Hügelrücken, links und rechts zweigen kleine Gässchen ab, die bergab und zu jeder Seite zum Meer führen. Kalksteinmauern, bunter Blumenschmuck, Palmen, türkisfarbenes Wasser – Ausblicke, die verzücken, Motive, die jedes Fotografenherz höher schlagen lassen. Im Zentrum der Altstadt dann der Markusplatz mit der Kathedrale, einem ehemaligen Bischofspalast, in dem sich heute ein Museum mit vorwiegend kirchlichen Exponaten befindet, Rathaus, Arneri-Palast und Stadtmuseum. 


Abends erleben wir in einem Theater eine mitreißende „Moreška“-Vorführung. Der historische Säbeltanz erzählt die Geschichte zweier Heere, die um eine geraubte Prinzessin kämpfen. Auch ohne die Worte zu verstehen, lässt die Eindringlichkeit des Säbeltanzes niemanden kalt. Beeindruckt bummeln wir anschließend zurück zum Hafen, wo neben unserer französischen Lady die Eclipse, eine rund 850 Millionen teure Yacht, die sich der Öl-Multi Abramowitsch vor ein paar Jahren in Hamburg hat bauen lassen. Ich habe gelesen, dass man das Luxus-Schiff mit Pool, Kino, Disco, Sauna, 20 Jet-Skis, vier Motorbooten, einem U-Boot und zwei Hubschrauberlandeplätzen für rund 1,4 Millionen Euro pro Woche mieten kann. Wer wohl jetzt hinter den beleuchteten Fenstern Champagner trinkt? 

Wir lassen den Abend mit einem Glas Weißwein gemütlich auf Deck 4 ausklingen. Als das Schiff gegen 23.30 Uhr ablegt, liegen wir schon in den Betten. Das sanfte Schaukeln macht wohlig müde. Das ist auf der „Belle de l’Adriatique“ garantiert nicht anders als auf der Abramowitsch-Super-Yacht. Und wer braucht schon ein Extra-U-Boot an Bord? Das Unter-Wasser-Gefühl gibt’s bei uns in Kabine 115 inklusive. Zumindest am nächsten Morgen. Ein leichter Seegang lässt die Wellen energisch gegen die Bullaugen klatschen. Kleine weiße Schaumkrönchen schaukeln vorbei. Wir fahren in den Kanal ein, der nach Šibenik führt. 

 


Šibenik, so wird im Tagesprogramm beschrieben, liegt in einer weiten Bucht an der Mündung des Krka-Flusses. Sie wurde wie ein Amphitheater am Hang eines Berges erbaut, überragt vom Fort des Heiligen Mihovil aus dem 11. Jahrhundert, eine von insgesamt vier Festungen. Bei einer Sightseeingtour durch die Altstadt verweilen wir lange bei der Kathedrale Sveti Jakov, die im 15. und 16. Jahrhundert erbaut wurde. Interessant: Alle Steine greifen ineinander. Also eine Art historisches 3-D-Puzzle. An der Außenseite befinden sich 70 steinerne Köpfe – Portraits der Stadtbürger aus dem 15. Jahrhundert. Vielleicht ist auch der Kopf des Kroaten Faust Vrancic darunter. Denn der konstruierte damals in Šibenik den ersten Fallschirm!

Wir starten in Šibenik zu einem Ausflug zum Nationalpark Krka, berühmt für seine 17 Wasserfälle. Während der Busfahrt drücken wir unsere Nasen an den Busfenstern platt. Die Naturkulisse ist atemberaubend:: saftig grüne Wälder, lindgrün schimmernde Seen und ein tiefblauer Fluss, der sich seinen Weg unverdrossen durch die geschwungene Hügellandschaft bahnt. 

Dann gehen wir – vorbei an einer alten Mühle, die als Museum eingerichtet ist – zu den Wasserfällen, die in breiten Kaskaden Meter bergab rollen. Ein eindrucksvolles Naturschauspiel! Besonders beglückend an einem heißen Tag wie heute: das erfrischende Bad im großen Naturpool am Fuße der Fälle.

Nationalpark Krka
Nationalpark Krka




Split! Was für eine Altstadt! Der römische Kaiser Diokletian ließ im 3. Jahrhundert einen Palast als Alterssitz errichten und wie eine Schutzburg ausbauen, mit riesigen Mauern, 16 Wachtürmen, vier Toren, drei Tempeln und einem Mausoleum. Nach der Römerzeit wurde der Palast zu einer Art bewohnter Festung umgebaut, und im Laufe der Zeit entstanden nach und nach Umbauten, Neubauten und Veränderungen. Heute tobt zwischen meterdicken historischen Mauern, hohen Torbogen und schmalen Gassen das bunte Leben. Kneipen, Restaurants, Galerien und Boutiquen ziehen viele junge Leute an. Kein Wunder, dass die UNESCO die „Palast-Altstadt“, in der heute rund 3000 Menschen leben, zum Weltkulturerbe erklärt hat.

„La Belle de l’Adriatique“ hat ihren Liegeplatz nur 15 Gehminuten von der Altstadt entfernt. Ideal um wieder mal auf eigene Faust auf Erkundungstour zu gehen. Jutta und ich ziehen die „schnellen“ Schuhe an und sprinten los. Entlang der Hafenmeile begegnen uns viele Leute mit Gepäck. Es sind Urlauber, die auf eine Fähre warten, die von hier aus die umliegenden Inseln ansteuert. Inselhüpfen ist an der Kroatischen Adria unkompliziert und sehr beliebt. 

 


Durch das Bronzene Tor gelangen wir in die Altstadt und lassen uns einfach treiben. Atmosphäre atmen, das ist hier wichtiger als geschichtliche Jahreszahlen. An einem Saftstand lädt mich Jutta zu einer Vitaminspritze ein. Der Drink „Summertime“ wird frisch gepresst – aus Pfirsich, Apfel und Grapefruit. Lecker! Den Rückweg treten wir durch das Goldene Tor in der Palastmauer an. Dort steht, fast 10 Meter hoch, ein Denkmal für Bischof Grgur Ninski, der sich im 9. Jahrhundert um den Erhalt der kroatischen Sprache verdient machte. Glück und Gesundheit sei dem vergönnt, der die linke große Zehe der Statue streichelt, heißt es. Sie glänzt inzwischen hellgolden. Natürlich kann man daran nicht achtlos vorüber gehen.

Abends, beim Barbecue auf dem Sonnendeck, habe ich einen Platz mit Blick auf Split und die Uferpromenade. Gegrillte Scampi, eisgekühlter Weißwein, nette Gesellschaft und zur blauen Stunde ein pinkfarbener Abendhimmel über der Bergkette hinter der Stadt – der goldene Zeh wirkt schon.



Jeden Abend gehen wir mit dem Gedanken ins Bett, dass es schöner eigentlich nicht mehr kommen kann. Und werden jeden Tag mit neuen Superlativen überrascht. Die Insel Hvar ist wieder so ein Beispiel. Als ich vor vielen Jahren mal hier war, wanderte ich mit Bergführerin Veselka durchs gebirgige Inland der Insel, und sie sagte: „Mal ehrlich: Schöner als bei uns kann es nirgendwo sein.“

Sie hat sicherlich nicht nur die Insel-Natur sondern auch die Hauptstadt Hvar  gemeint, die wir am Dienstagmorgen nach einem „Outdoor-Frühstück“ auf dem Sonnendeck anlaufen. Schon der Blick von Bord auf das Küstenstädtchen mit der Palmen-geschmückten Hafenpromenade stimmt irgendwie heiter. Im Mittelalter berühmt als wichtiger Hafen des venezianischen Marineimperiums, belegen heute Nobelyachten die Ankerplätze. Die Eclipse ist zwar nicht dabei, vielleicht trinken die Herrschaften ihren Champagner aber auch in einer der einsameren Inselbuchten. Mittelpunkt des Städtchens ist die riesige venezianische Piazza, deren Steinpflaster glänzt, als hätte es ein Putzbatallion die ganze Nacht poliert.

Hvar
Hvar

In den Straßencafés werden die Stühle zurechtgerückt, und vor der Kathedrale mit dem vierstöckigen Campanile versammelt sich eine Hochzeitsgesellschaft. Hinter dem Fischereihafen zur Seeseite leuchtet hell das Venezianische Arsenal, in dessen oberstem Stockwerk sich eines der ältesten Theater Europas befindet. Es wurde 1612 eröffnet und wird noch heute bespielt. Viel Zeit haben wir leider nicht in Hvar, trotzdem beschließen wir, uns die Stadt noch etwas genauer anzusehen. Abseits der Touristenpfade klettern wir über steile Stufengassen aufwärts. Viele Haustüren stehen offen, auf einem wackligen Stuhl sitzt eine alte Frau und stickt, eine Katze putzt sich in der Sonne, eine Ziege meckert. Wäsche hängt zwischen Balkonen. Unser Weg endet an einem Friedhof mit liebevoll gepflegten Gräbern und blumengeschmückten Grabsteinen. Von hier geht der Blick durch die Pinien über die Dächer hinaus aufs Meer. Ganz klar: der schönste Platz auf Hvar ist für die Toten reserviert.  

Unser Schiff verlässt die Insel gegen 12 Uhr. Nach einem Stop im Hafen von Vis hat Nenad Mogic zum Galacocktail eingeladen – und löst in einer launigen Ansprache das Rätsel um die linken Socken. Er „beichtet“ den Passagieren  eine angebliche Links- und Rechtsschwäche. Steuer- oder Backbord? Das, so sagt er, kann er sich nur mit Hilfe eines Tricks merken – und lüpft seine Hosenbeine: Zum Vorschein kommen zwei verschieden Farben Socken. Rot für Steuerbord, grün für Backbord.... 

Nach diesem Geständnis steht einem fröhlichen Gala-Abendessen nichts mehr im Wege.




„Der schönste Teil unserer Reise. Wir laden sie herzlichst ein, auf das Sonnendeck zu kommen“, steht für unseren letzten Tag an Bord im Tagesprogramm. Noch schöner als das, was wir bisher erlebt haben? Kaum vorstellbar! Trotzdem finden wir uns pünktlich um 8.30 Uhr auf dem Sonnendeck ein – und staunen! Hier sieht es ja aus wie in einem norwegischen Fjord! Auf seidenglatter See gleitet unsere französische Schöne zwischen grünen Bergen dahin. Vorbei an Dörfern, die aussehen, als wären sie aus Legosteinen zusammengewürfelt worden, an Inseln, auf denen nur ein Kloster, nur eine Kirche steht. Wir sind in Montenegro, auf dem Weg zur Bucht von Kotor. Nach zwanzig Kilometern wird es ganz schmal. Ein Lotsenboot begleitet uns durch die Meerenge. Dann sind es nochmal rund10 Kilometer durch die Bilderbuchlandschaft bis Kotor, einst Schlupfwinkel für Seeräuber und Piraten.

Rechts der Stadt fällt ein unvollendeter Hotelbau ins Auge, am Anleger ein hochmodernes verspiegeltes Hafengebäude. Doch wir spazieren mit unserem Guide Dieter  durch das Seetor in der Stadtmauer in die historische Altstadt ein. Der gebürtige Berliner kam der Liebe wegen nach Kotor und kennt sich heute in der Geschichte der Stadt besser aus als so manch Kotoraner. 

Während der Stadtführung schauen Jutta und ich immer mal wieder nach oben, dorthin, wo die alte Stadtmauer zu einer Kapelle hinauf führt und weiter zu einer Festung. Da wollen wir rauf!. Als die anderen zum Schiff zurück gehen, klettern wir die alten Stufen hinauf, höher und höher, bis zur Marienkirche und noch ein Stück weiter. Der Blick von hier oben ist sensationell. Leider reicht die Zeit nicht, um weiter zum Fort zu klettern. Unser Schiff legt bald ab, fährt über Nacht zurück nach Dubrovnik. Wir müssen uns auf die Socken machen.