Tour 3: Wedel – Glückstadt

Strecke: ca. 37 Radkilometer


Schafe links, Schafe rechts, Schafe vor und Schafe hinter uns. Schafe mit dicken Wolllocken, Schafe frisch geschoren. Sie grasen friedlich auf dem Deich, liegen gemütlich auf dem Radweg und lassen keinen Zweifel daran, wer hier in den Elbmarschen das Sagen hat, pardon, das Blöken.


Die dritte unserer Tagesausflüge mit dem Rad soll uns ins Matjes-Paradies Glückstadt führen. Heute morgen sind wir am Hamburger Fischmarkt gestartet, mit dem neuen, schnieken Katamaran Japsand, der seit Anfang Juli Hamburg und Stade verbindet.  Von den 30 Stellplätzen für Fahrräder und 42 Plätzen auf dem Sonnendeck waren – Corona-bedingt – nur etwa die Hälfte besetzt. Viel Platz also, um während der gut einstündigen Fahrt die Aussichten auf Hafen, Elbufer, Blankenese & Co zu genießen. Hamburg, meine Perle! Was für ein Glück, in einer so großartigen Stadt zu leben!

In Schulau ist Schluss mit Beine ausstrecken und Landschaft vorüberziehen lassen. Jetzt geht's auf die Räder. Zunächst strampeln wir zum Yachthafen Wedel. Denn dort beginnt mit einer Darstellung der Sonne der Planetenlehrpfad (siehe Infos rechts). Und dem folgen wir jetzt die nächsten sechs Kilometer. Ist echt cool angelegt und richtig interessant. Sobald ein neuer Planet am Wegesrand auftaucht, springen wir vom Sattel und studieren die Infotafel. 

 

Planetenlehrpfade. Erde
Planetenlehrpfade. Erde

Auf etwa 6 km zeigt der Pfad maßstabs-gerechte Modelle der neun Planeten des Systems. Auch die Entfernung wurde ins Verhältnis gesetzt (eins zu einer Milliarde). Die Sonne, eine gelbe Kugel mit einem Durchmesser von 1,39 m, steht am Yacht-hafen, die Erde, nur 1,2 Zentimeter groß, 150 m weiter. Zwergplanet Pluto bildet nach exakt 5946 m bei der Hetlinger Schanze das Schlusslicht. Entwickelt wurde der Planeten-Lehrpfad von dem blinden Wedeler Ingenieur Volker König. Die Information zu den Planeten kann man entsprechenden Tafeln entnehmen. Selbstverständlich auch in Blindenschrift.

 



Im Naturparadies Elbmarschen stehen am Elbufer zwei Radwege zur Wahl: auf dem Deich und daneben. Wir haben gelesen, dass der untere, der Deichverteidigungsweg, angenehmer zu befahren ist. Asphaltiert und gut in Schuss. Das wissen offensichtlich auch die Schafe zu schätzen. Viele von ihnen haben sich am Rand des Radwegs niedergelassen (oder auch mitten drauf) und beobachten ungerührt die Wesen, die auf zwei Rädern durch ihr Revier fahren. 

Unsere Blicke gehen derweil nach oben. Ein Vogelschwarm zieht über uns seine Kreise. „Weißwangengänse“, vermutet Zottel, die sich mit Federvieh auskennt. Sicherheitshalber studieren wir beim nächsten Halt ein Plakat, das alle Singvögel zeigt, die im Hetlinger Schanzsand heimisch sind.

Im elf Meter hohen Hetlinger Schanzenturm treffen wir dann auf zwei Hobby-Ornitologen aus München, die mit gewaltigen Ferngläsern die Vogelwelt am künstlich angelegten Hetlinger Schanzenteich beobachten. Wir dürfen sogar mal durchschauen, während sie uns begeistert erzählen, dass man hier Graugänse, Kormorane, Wachtelkönige, Rohrdommeln und Seeadler entdecken kann. Dafür reisen sie tatsächlich von Zeit zu Zeit extra aus München an!

 

 

Für die erste Rast erscheint uns der idyllische Haseldorfer Hafen gerade recht. Zur inzwischen obligatorischen  Guacamole lassen wir uns heute eine geräucherte Forelle vom Fischstand „Haseldörper Röökerkist“ schmecken. Und zum Dessert gibt’s die leckersten, größten, schönsten Knubbelkirschen ever. 

Derart gestärkt radeln wir weiter, vorbei an hunderten Schafen, durch die grüne Elbmarsch über die Sperrwerke Pinnau und Krückau, die beide heute (weil Wochenende) durchgehend geöffnet sind. An Wochentagen sollten sich Radler vorab über die Öffnungszeiten informieren (Tel. 04129/955-490). Eigentlich wollten wir ja mit Deutschlands kleinster, handbetriebenen, hölzernen Personenfähre Kronsnest  von Seester nach Neuendorf übersetzen, haben die aber irgendwie übersehen. Schade!

 


Bänke, Buden, Badefreuden

Als wir am kleinen Hafen von Kollmar ankommen, ist Ebbe. Die Boote liegen auf dem Trockenen. Aber drum herum ist fix was los. Radler, Biker, Familien mit Kindern.. Urlaubs-Feeling wie im Süden. Ein langer Strand, ein Park mit Piratenspielplatz, Strandkörben, Liegen und Grillplätzen. Hier lässt sich’s aushalten. Wir haben Glück und können zwei Bänke mit Blick auf die Elbinsel Schwarztonnensand entern. Geli und Brigitte holen Kaffee, Uli packt ihren selbst gebackenen Kuchen mit Rosinen aus. Was geht’s uns gut!

Die letzten elf Kilometer bis Glückstadt führt der Radweg die meiste Zeit direkt an der Elbe entlang. Der Gegenwind zeigt uns noch mal, was er drauf hat. Aber wir halten dagegen.  


Inzwischen haben sich auch die letzten Wölkchen vom Himmel verzogen. Sahnewetter für die Matjes-Metropole. Wir schieben die Räder über das Sperrwerk und radeln übers Kopfsteinpflaster entlang des Binnenhafens, vorbei an bildhübschen historischen Häuschen, mitten hinein ins Städtchen, für das der dänische König Christian IV. 1617 den Grundstein legte . Bevor wir mit dem Zug zurück nach Hamburg fahren, lassen wir uns am historischen Marktplatz zur heute letzten kulinarischen Pause nieder. Matjes in drei Variationen mit Bratkartoffeln. Das muss einfach sein.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0