Einen alten Baum soll man nicht verpflanzen – und einen Weihrauchbaum kann man nicht verpflanzen. Das lerne ich in Salalah, einer Stadt an der Südwestküste des Oman. Unser Guide Jousef erzählt von längst vergangenen Zeiten, als die Wüstenkarawanen in Mirbat gen Norden starteten, um kostbares Weihrauchharz nach Saudi Arabien zu transportieren.
Nicht umsonst wurde der Oman früher als Weihrauchland bezeichnet. Denn nur hier und im Jemen wachsen die Bäume, aus deren angeritzter Rinde das besondere Harz tropft. Im Weihrauchmuseum erfahren Besucher nahezu alles über Weihrauch und seine Bedeutung für das Sultanat, z. B., dass Weihrauchbäume als Geschenk Gottes gelten, da man sie weder züchten noch verpflanzen kann, dass es 25 verschiedene Qualitäten gibt, und dass Weihrauchharz auch als Heilmittel eingesetzt wird. Zum Beispiel als Öl gegen Gelenkschmerzen. Vor dem Museum stehen ein paar trockene, knöcherige Pflanzen. Sie wirken unspektakulär und bescheiden. Weihrauchbäume hatte ich mir anders vorgestellt!
Spätnachmittags besuchen wir den einzigen Weihrauchmarkt der Welt. Überall stehen große Säcke mit Harzbröckchen in unterschiedlichen Farbnuancen. Die Händler wedeln ihren Kunden Rauchschwaden der verschiedenen Sorten zu, erklären, wiegen ab und verpacken in hübsche Töpfchen, Kistchen und Fläschchen.
Betörende Düfte, orientalische Klänge aus blechernen Lautsprechern, Männer in weißen Dishdashas, schwarz gekleidete, verschleierte Frauen. In einem der vielen hell erleuchteten Geschäfte kaufe
ich Weihrauchöl in einer goldverzierten Glasflasche als Mitbringsel für zu Hause. Dann gehe ich noch ein paar Schritte zum Strand hinunter, wo gerade die Sonne hinter dem Sommerpalast des Sultans
zwischen den paar Palmen verschwindet.
Ziemlich real hier, das Märchen aus 1001 Nacht.
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