Heike Winder (47) ist Berufsfischerin aus Leidenschaft. Aber in den letzten Jahren blieben die Netze viel zu oft leer.
Guten Morgen, Frau Winder! Warum sind Sie denn schon so früh auf den Beinen?
Früh? Es ist ja schon halb acht. Für Fischer ist das spät. Normalerweise fahre ich anderthalb Stunden vor Sonnenaufgang mit dem Boot los. Eine halbe Stunde später beginne ich, die Netze aus dem Wasser zu heben. Die Zeiten sind gesetzlich geregelt. Daran müssen sich alle halten. Aber die Fangquote ist inzwischen so gering, dass wir alle etwas später beginnen.
Ist Fischerin Ihr Traumberuf?
Mein Großvater war Fischer, mein Vater auch. Ich bin schon als Baby mit ihm rausgefahren. Das Fischen hat mir immer so viel Spaß gemacht, dass es irgendwie klar war, dass ich in den elterlichen Betrieb einsteige. Ich mag das Raue, das Gefühl, allein da draußen zu sein.
Welche Ausbildung brauchten Sie?
Eine dreijährige Lehre bei meinem Vater, Berufsschule am Starnberger See, Meisterprüfung. Ohne die darf man nicht selbstständig auf dem See fischen. Übrigens ist mein Mann auch Berufsfischer. Aber ich glaube nicht, dass unsere 10 und 14 Jahre alten Töchter die Tradition weiterführen werden.
Welche Fische fangen Sie, und warum werden es immer weniger?
Felchen, Kretzer, Saibling, Forelle und Aal sind bei uns zuhause. Aber der Bodensee ist jetzt zu sauber. Noch in den 60ern hatte er mit 90 mg einen viel zu hohen Phosphatgehalt. Deshalb wurde rund um den See eine Ringleitung gebaut. Der Phosphatanteil ging runter. Prima! Aber inzwischen hat der See Trinkwasserqualität, einen Phosphatanteil von nur noch 5,6 Prozent, und die Fische finden kaum noch Nahrung. Es kann sich kein Plankton, können sich keine Algen mehr bilden. Das ökologische System wird total zerstört (www.rettet-den-bodensee.net)
Können Sie vom Fischfang leben?
Nein. Das Fischen ist nur noch ein teures Hobby. Aber zum Glück haben wir ein Haus und können Ferienwohnungen vermieten.
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